Die genauen Ursachen, die zur Entwicklung von Neurodermitis führen, sind noch nicht komplett entschlüsselt. Man weiß mittlerweile jedoch einiges über bestimmte erbliche Veranlagungen und kennt weitere Faktoren, die maßgeblich am Krankheitsgeschehen beteiligt sind. Sie alle spielen zusammen und sind für den typischen, schubweisen Verlauf verantwortlich. Schubweise bedeutet, dass es einen Wechsel zwischen erscheinungsfreien Phasen und akuten Krankheitsphasen mit mal mehr, mal weniger stark ausgeprägten Symptomen gibt. Die Krankheit klingt niemals vollständig ab, sondern kann jederzeit wieder aufflammen.

Trockene und empfindliche Haut
Neurodermitiskranke Haut ist in Phasen ohne juckende Ekzeme trocken und sehr empfindlich.
Vererbte Ekzembereitschaft
Die Haut von Neurodermitispatientinnen und -patienten weist einige Besonderheiten auf. Sie neigt zur Trockenheit und reagiert sehr empfindlich auf äußere Einflüsse. Man spricht auch von einer vererbten Ekzembereitschaft. Ursache ist eine durchlässige Hautbarriere. Die Hautbarriere wird im Wesentlichen von der äußersten Hautschicht, der Hornschicht, gebildet, die sich aus Hornzellen und Hornfetten zusammensetzt. Bei gesunder Haut ist dies ein stabiler Verbund, der wichtige Schutzaufgaben erfüllt und eine Barrierefunktion übernimmt. Deshalb können einerseits Krankheitskeime und Fremdstoffe (z. B. schädliche Stoffe aus der Umwelt, Allergene) nicht so leicht in die Haut eindringen, andererseits wird ein übermäßiger Feuchtigkeitsverlust und damit ein Austrocknen verhindert.


Bei Neurodermitis ist genau diese Barrierefunktion gestört. Der obersten Hautschicht fehlen bestimmte Feuchthaltefaktoren sowie Fette, und die Hornzellen sind schlechter vernetzt. Folglich ist die Haut viel empfänglicher für äußere Einflüsse und trocknet schneller aus.
Hinzu kommt jetzt die erblich bedingte erhöhte Entzündungsbereitschaft.
Erhöhte Entzündungsbereitschaft
Die erhöhte Entzündungsbereitschaft der Haut hängt mit einem veränderten Hautimmunsystem zusammen. Das Immunsystem erkennt Krankheitserreger und Schadstoffe aus der Umwelt (Allergene), mit denen der Körper in Kontakt kommt. Als Schutzmaßnahme folgt darauf eine Abwehrreaktion. Dazu werden verschiedene spezialisierte Immunzellen aktiviert und u. a. entzündungsfördernde Stoffe freigesetzt. Bei Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis fällt diese Reaktion nicht nur deutlich heftiger aus als bei Menschen mit gesunder Haut, sondern die Auslöser sind häufig an sich harmlose Stoffe. Schuld an dieser Überreaktion ist zum einen die durchlässige Hautbarriere, zum anderen ist, ebenfalls genetisch bedingt, die Regulation bestimmter Immunzellen gestört. Letzteres führt zu einer vermehrten Freisetzung entzündungsfördernder Stoffe, die eine chronische Entzündung der Haut hervorrufen.
Provokationsfaktoren
Es gibt einige Faktoren, die das Krankheitsgeschehen regelrecht anheizen und einen akuten Schub auslösen. Das sind beispielsweise äußere Einflüsse, durch die die gestörte Hautbarriere zusätzlich belastet wird. Dazu gehört alles, was die Hauttrockenheit verstärkt, wie z. B. Klimafaktoren, falsche Hautpflege, übermäßige Hautreinigung sowie mechanische oder chemische Reizungen. Andere Provokationsfaktoren fordern das Immunsystem und bringen damit einen Entzündungsprozess in Gang. Das können Auslöser von allergischen Reaktionen sein, z. B. Bestandteile von Pollen, Tierhaaren, Hausstaub oder Nahrungsmitteln, Krankheitskeime, die zu einer Infektion führen, sowie Umweltschadstoffe und Zigarettenrauch. Außerdem haben psychische Belastungen, Stress und Aufregung Einfluss auf das Immunsystem.
Faktoren, die einen Schub auslösen können
- Allergene (Nahrungsmittelallergene oder Inhalationsallergene wie Pollen, Tierhaare oder Hausstaub)
- Klima- und Wetterfaktoren
- Mechanische Hautreizungen (z. B. kratzende Kleidung)
- Chemische Hautreizungen (z. B. Schadstoffe)
- Hautreizungen durch falsche Hautpflege (z. B. zu intensiver Wasser- und Seifenkontakt)
- Infektionen durch Bakterien, Viren, Pilze
- Belastungen durch Umweltschadstoffe, Zigarettenrauch
- Psychische Belastungen, Stress, Aufregung