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FAQ – Neurodermitis bei Erwachsenen

  • Was sind die Ursachen für Neurodermitis?

    Die genauen Ursachen kennt man nicht im Detail. Die Veranlagung für Neurodermitis wird vererbt. Menschen mit Neurodermitis haben eine sehr trockene und empfindliche Haut, die zu Entzündungen neigt. Durch verschiedene Provokationsfaktoren kann dann eine Entzündung in Gang gesetzt werden. Provokationsfaktoren sind z. B. Allergene, Klima- und Wetterfaktoren, Hautreizungen z. B. durch falsche Hautpflege, kratzende Kleidung oder Chemikalien, Belastungen durch Umweltschadstoffe und Zigarettenrauch sowie psychische Belastungen, Stress und Aufregung.
  • Kann Neurodermitis auch im Erwachsenenalter erstmalig auftreten?

    Ja, das ist durchaus möglich. Sehr viel häufiger ist jedoch, dass erwachsene Neurodermitispatient*innen bereits in der Kindheit Neurodermitis hatten. Meistens tritt Neurodermitis im frühen Kindesalter auf und klingt dann bis zur Pubertät allmählich ab. Da Neurodermitis jedoch niemals ganz ausheilt, können Krankheitszeichen jederzeit auch im Erwachsenenalter wieder aufflammen. Die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) hat ergeben, dass rund 3,5 Prozent der über 18-jährigen Menschen in Deutschlang an Neurodermitis leiden.
  • Welche Symptome haben erwachsene Neurodermitispatient*innen?

    Manche Symptome der Neurodermitis sind altersunabhängig. Dazu gehören eine trockene und schnell reizbare Haut sowie schubweise auftretende juckende Ekzeme. Die Ekzeme zeigen sich bei Erwachsenen meistens in den Arm- und Beinbeugen, an Händen und Füßen sowie im Halsbereich. Vornehmlich bei Erwachsenen treten die Kopf-Hals-Dermatitis und die Prurigoform der Neurodermitis auf. Bei der Kopf-Hals-Dermatitis bilden sich Ekzeme an Stirn, Augenlidern, rund um den Mund sowie am Hals. Kennzeichen der Prurigoform sind stark juckende Knötchen an Armen und Beinen, mitunter auch am gesamten Körper.
  • Kann ich etwas tun, um einen Neurodermitis-Schub zu verhindern?

    Wichtig ist, auf die Bedürfnisse der Haut zu achten. Da die Haut von Neurodermitspatient*innen zu Trockenheit neigt, muss sie regelmäßig eingecremt werden. Außerdem sollte alles, was die Haut reizt, vermieden werden. Das bedeutet z. B.: auf ausgiebige heiße Bäder verzichten, keine kratzende, enge Kleidung tragen und auch bei juckender Haut möglichst nicht kratzen. Darüber hinaus sollte man für gutes Raumklima sorgen, indem man regelmäßig lüftet und Zigarettenrauch meidet. Ebenfalls hilfreich sind Entspannungsübungen, um Stress abzubauen.
  • Warum ist die Hautpflege bei Neurodermitis so wichtig?

    Bei Neurodermitis ist die Haut sehr empfindlich und eher trocken. Das hängt u. a. damit zusammen, dass die die natürliche Hautbarriere durchlässiger ist als bei gesunder Haut. Die Hautbarriere wird im Wesentlichen von der äußersten Hautschicht gebildet, die sich aus Hornzellen und Hornfetten zusammensetzt. Bei gesunder Haut ist dies ein stabiler Verbund, der wie eine Barriere funktioniert. Äußere Einflüsse können so der Haut weniger schaden, gleichzeitig bleibt die Hautfeuchtigkeit erhalten. Bei Neurodermitis fehlen der Haut bestimmte Feuchthaltefaktoren und Fette, so dass die Hornzellen schlechter vernetzt sind. Die Barrierefunktion ist folglich gestört. Um das auszugleichen, muss die Haut regelmäßig mit Fetten und Feuchtigkeit versorgt werden.
  • Was versteht man unter Stufentherapie?

    Neurodermitis ist eine schubweise verlaufende Krankheit. Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad des aktuellen Schubs und baut sich stufenartig auf. D. h. mit zunehmendem Schweregrad werden bestimmte Therapiemaßnahmen beibehalten, andere werden nach und nach ergänzt oder durch Medikamente mit höherer Wirkstärke ersetzt.

    Die Leitlinien zur Behandlung der Neurodermitis sehen folgendes Therapieschema vor:
    • Stufe 1 – gilt grundsätzlich für alle Neurodermitispatient*innen: Hautpflege zur Stabilisierung der Hautbarriere, Meidung von Provokationsfaktoren
    • Stufe 2 – bei leichten Ekzemen und Juckreiz: zusätzlich wirkstoffhaltige Cremes oder Salben mit geringer Wirkstärke (topische Glukokortikoide, topische Calcineurininhibitoren)
    • Stufe 3 – bei stärkeren Ekzemen und Juckreiz: wirkstoffhaltige Cremes oder Salben mit höherer Wirkstärke
    • Stufe 4 – bei mittelschwerer bis schwerer Ausprägung, wenn Stufe 3 keinen ausreichenden Erfolg hat: systemische Therapie mit Tabletten oder Spritzen (Immunsuppressiva, z. B. Glukokortikoide oder Cortison, monoklonale Antikörper, Januskinase-Hemmer).
  • Wie können Medikamente, die ich als Tablette oder Spritze bekomme, auf das Krankheitsgeschehen einwirken?

    Man weiß inzwischen sehr viel über den Krankheitsmechanismus der Neurodermitis. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein verändertes Immunsystem der Haut. Die Entzündungsreaktion, an deren Ende die juckende Hautekzeme stehen, läuft wie eine Kettenreaktion ab. Dabei werden verschiedene Immunzellen aktiviert und u. a. entzündungsfördernde Stoffe freigesetzt. Mittlerweile kennt die Medizin mehrere Möglichkeiten, um diesen Ablauf zu hemmen oder zu blockieren. So gibt es Medikamente, die die gesamte Reaktion abschwächen. Sie werden als Immunsuppressiva bezeichnet und kommen auch zur Therapie einer mittelschweren bis schweren Neurodermitis zum Einsatz. Außerdem gibt es seit einiger Zeit Medikamente, die gezielt bestimmte Stellen in der Kettenreaktion blockieren. Sogenannte monoklonale Antikörper und Januskinase-Hemmer sind solche Wirkstoffe. Monoklonale Antikörper werden mit einer Spritze oder einem Pen unter die Haut gespritzt, Januskinase-Hemmer als Tabletten eingenommen. Bei der Behandlung mittelschwerer und schwerer Neurodermitis spielen diese Wirkstoffe eine immer wichtigere Rolle.
  • Warum ist es sinnvoll, an einer Neurodermitisschulung teilzunehmen?

    Neurodermitis ist eine chronische Erkrankung, die von vielen ganz unterschiedlichen Faktoren beeinflusst wird. Je besser Patient*innen wissen, was ihrer Haut guttut und was ihr schadet, desto höher sind die Chancen, dass die Haut lange erscheinungsfrei bleibt. Bei der Neurodermitisschulung erhalten Betroffene neben medizinischen Informationen konkrete Hilfestellungen und Tipps zur Krankheitsbewältigung, u. a. Strategien gegen Juckreiz, Hinweise zu Hautpflege und Ernährung, Methoden zum Stressabbau. Viele Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten, wenn die Schulung aus medizinischen Gründen erforderlich ist. Es lohnt, den Arzt darauf anzusprechen und bei der Krankenkasse nachzufragen. Informationen dazu: www.neurodermitisschulung.de
  • Kann Neurodermitis Folgen für die Berufstätigkeit haben?

    Ein schwerer Neurodermitisschub kann deutliche Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und damit auch auf das Berufsleben haben. Mitunter führt die Erkrankung auch zu einer längeren oder wiederholten Arbeitsunfähigkeit.

    Umgekehrt kann sich durch die Berufstätigkeit eine Neurodermitis verschlimmern. Stress ist z. B. ein Provokationsfaktor für Neurodermitis. Außerdem gibt es Berufe, die ganz unmittelbar die Haut belasten. Besonders gefährdet ist die Haut an den Händen, wenn die Hände wiederholt mit Wasser oder hautreizenden Substanzen in Berührung kommen. Aber auch, wenn längere Zeit Schutzhandschuhe getragen werden, ist das Risiko hoch, dass Ekzeme an den Händen auftreten.
  • Haben meine Kinder ein höheres Risiko, an Neurodermitis zu erkranken?

    Ja, denn die Veranlagung für Neurodermitis wird vererbt.

    Es gibt jedoch Maßnahmen, die gerade bei familiär vorbelasteten Kindern das Erkrankungsrisiko senken. Diese setzen vor allem bei der Ernährung des Neugeborenen an. Muttermilch ist das Beste für die gesunde Entwicklung des Kindes und senkt auch da Risiko für Neurodermitis. Wichtig ist auch, dass während der Schwangerschaft nicht geraucht wird und Kinder in einem rauchfreien Umfeld aufwachsen.

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