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Behandlung

Zur Behandlung der Neurodermitis stehen verschiedene Therapieformen und Arzneimittel zur Verfügung. Ihr Hautarzt bzw. Ihre Hautärztin wird für Sie einen Therapieplan erstellen, der an Ihren Krankheitsverlauf und die akuten Symptome angepasst ist.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Schweregrad Ihrer Neurodermitis. Er wird üblicherweise mittels eines Punkte-Bewertungssystems der Hautsymptome (u. a. Intensität und flächenhafte Ausdehnung der Ekzeme) ermittelt. Die Einteilung der Schweregrade reicht von leicht bis schwer bzw. sehr schwer. Das allein sagt jedoch noch nichts über die Auswirkungen der Neurodermitis auf Ihre Lebensqualität aus. Man versucht, diese mit Hilfe eines Fragebogens (z. B. Dermatologischer Lebensqualitäts-Index, kurz: DLQI) zu erfassen. Zusammen mit der Beurteilung des Hautzustands bekommt Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin ein recht gutes Bild vom Schweregrad und Ihrem persönlichen Leidensdruck.

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Dermatologischer Lebensqualitäts-Index (DLQI)

Welchen Einfluss hat die Erkrankung z. B. auf Alltag, Beruf und persönliche Beziehungen? Der DLQI-Fragebogen soll genau darüber Auskunft geben.

Stufentherapie

Abhängig vom Schweregrad, baut sich nun die Therapie auf. In den Behandlungsleitlinien Neurodermitis (s. Kasten "Therapie nach Leitlinien") wird dazu ein vierstufiges Therapieschema empfohlen. Mit zunehmendem Schweregrad werden nach und nach Therapiemaßnahmen ergänzt.

Stufe 1:

Stufe 1 bezeichnet man häufig auch als Basistherapie. Sie ist Grundlage jeder Therapie und richtet sich an alle Neurodermitispatientinnen und -patienten, ganz gleich, ob gerade Ekzeme auf der Haut sichtbar sind oder nicht. Wichtigste Maßnahme ist die regelmäßige, gezielte Hautpflege. Die trockene Haut muss beständig mit Fetten und Feuchtigkeit versorgt werden, um so die Hautbarriere langfristig zu stabilisieren. Außerdem sollten Patientinnen und Patienten versuchen, Provokationsfaktoren zu meiden.

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Konsequente Hautpflege – die Basis der Therapie

Hautpflege bei Neurodermitis bedeutet, dass die gesamte Haut regelmäßig, am besten morgens und abends – auf jeden Fall nach jedem Duschen –, eingecremt wird.

Stufe 2:

Sobald sich leichte Ekzeme auf der Haut zeigen und Juckreiz auftritt, wird die Basistherapie durch eine Therapie mit wirkstoffhaltigen Cremes oder Salben ergänzt. Diese werden direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen, wirken also lokal am Ort der Entzündung. Nach dem griechischen Begriff „topos“ für „örtlich“ nennt man diese Therapieform üblicherweise topische Therapie. In Stufe 2 kommen entzündungshemmende und juckreizlindernde Cremes oder Salben zum Einsatz. Die Wirkstärke der enthaltenen Wirkstoffe (topische Glukokortikoide, topische Calcineurininhibitoren) ist noch gering.

Stufe 3:

Verschlechtert sich das Hautbild und nehmen Ekzeme und Juckreiz zu, werden die Maßnahmen angepasst. Die topische Therapie erfolgt nun mit Glukokortikoiden oder Calcineurininhibitoren, die eine höhere Wirkstärke haben.

Proaktive Therapie

Die neurodermitiskranke Haut hat eine beständig hohe Entzündungsbereitschaft. Führt man die topische Therapie auch nach Abklingen der Hautsymptome eine Zeit lang fort, bringt man bereits kleinste Entzündungsherde zum Abklingen. Dieser Therapieansatz wird als proaktive Therapie bezeichnet.

Stufe 4:

Bei Neurodermitis von mittelschwerer bis schwerer Ausprägung stößt eine topische Therapie oft an ihre Grenzen. Eine höhere Wirksamkeit haben Medikamente, die nicht mehr nur lokal wirken, sondern deren Wirkstoffe sich über das Blut im gesamten Körpersystem verteilen. Diese sogenannte systemische Therapie erfolgt mit Tabletten oder Spritzen. Ziel der Medikamente ist es, das Immunsystem zu beeinflussen – und zwar so, dass die Entzündung möglichst frühzeitig gehemmt wird. Die Medizin weiß mittlerweile einiges über die Abläufe der Entzündungsreaktion und kennt daher mehrere Ansatzpunkte, um diese zu hemmen oder zu unterbinden.

Medikamente, die das Immunsystem hemmen, bezeichnet man als Immunsuppressiva. Auch bei der Therapie schwerer Neurodermitis kommen solche Medikamente zum Einsatz. Das sind z. B. Tabletten mit Glukokortikoiden und Ciclosporin. Diese Wirkstoffe greifen allerdings nicht sehr zielgenau in die Entzündungsreaktion ein, sondern beeinflussen das gesamte Immunsystem. Das birgt ein hohes Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen. Eine langfristige Einnahme dieser Medikamente wird in den Behandlungsleitlinien nicht empfohlen.

Seit einiger Zeit stehen weitere Medikamente zur Verfügung, die zielgerichteter den Entzündungsvorgang blockieren können. Dies verbessert das Nutzen-Risikoprofil sowie die Möglichkeiten einer längerfristigen Therapie. Zu diesen modernen Therapeutika gehören sogenannte monoklonale Antikörper und Januskinase-Hemmer. Medikamente aus diesen Wirkstoffgruppen spielen bei der Behandlung mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis eine immer wichtigere Rolle. Monoklonale Antikörper werden mit einer Spritze oder einem Pen unter die Haut gespritzt, Januskinase-Hemmer in Form von Tabletten eingenommen.

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Erwachsene Patientinnen und Patienten

Zur Behandlung schwerer Neurodermitis stehen für jugendliche und erwachsene Patientinnen und Patienten verschiedene systemische Medikamente zur Verfügung. Für Kinder sind diese zum Teil noch nicht zugelassen.

Weitere therapeutische und begleitende Maßnahmen

Ergänzend zur Stufentherapie gibt es weitere Behandlungsmaßnahmen, die nachweislich positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben.

Licht- oder Phototherapie:

Die Phototherapie hat einen hautberuhigenden Effekt. Sie lindert Entzündungen und fördert die Hautfunktionen. Dafür wird die Haut mit UV-Licht einer ganz bestimmten Wellenlänge bestrahlt. Die Balneophototherapie ist eine Kombination aus Lichttherapie und Wannenbad mit bestimmten Badezusätzen (Sole oder Psoralen). Photo- und Balneo-Photo-Therapie werden unter ärztlicher Kontrolle in Facharztpraxen durchgeführt. Wichtig ist, dass die Therapie so schonend wie möglich und zeitlich begrenzt erfolgt. Denn jede Art der UV-Bestrahlung kann zu chronischen Lichtschäden führen und erhöht das Risiko für Hautkrebs.

Neurodermitisschulung:

Bei einer chronischen Erkrankung wie Neurodermitis, die von so vielen Faktoren beeinflusst wird, ist es sehr wertvoll, wenn Sie gut darüber Bescheid wissen, was Ihrer Haut guttut und was ihr schadet. Es gibt spezielle Patientenschulungen, die von der Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung für Erwachsene e.V. (ARNE) konzipiert wurden. Ein Team von Fachleuten aus den Fachrichtungen Dermatologie, Psychologie, Psychotherapie und Pädagogik gibt Ihnen sowohl medizinische Informationen als auch konkrete Hilfestellungen zur Krankheitsbewältigung. Dazu gehören u. a. Strategien gegen akuten Juckreiz, Techniken zur Stressbewältigung, Methoden zum Umgang mit psychosozialen Belastungen, Hinweise zu berufsbedingten Risikofaktoren sowie ggf. Empfehlungen zur Ernährungsumstellung. Am besten, Sie sprechen Ihren Hautarzt bzw. Ihre Hautärztin auf die Möglichkeit zur Teilnahme an einer solchen Schulung an. Fragen Sie außerdem bei Ihrer Krankenkasse bezüglich der Kostenübernahme nach. Viele Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten, sofern die Patientenschulung aus medizinischen Gründen erforderlich ist. Weitere Informationen zur Neurodermitisschulung finden Sie auf www.neurodermitisschulung.de.

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Neurodermitisschulungen

Eine Studie zum Effekt von Neurodermitis-Erwachsenenschulungen hat gezeigt: Bei den Teilnehmenden verringerte sich der Schweregrad der Neurodermitis. Es kam zu einer deutlichen Verbesserung des Hautbildes, nachlassendem Juckreiz und mehr Lebensqualität.

Psychologische Begleitung:

Psychische Belastungen können einen Neurodermitisschub provozieren. Ein heftiger Neurodermitisschub wiederum erhöht den psychischen Leidensdruck. Untersuchungen haben gezeigt, dass Neurodermitis im Erwachsenenalter mit einem erhöhten Risiko für Depressionen einhergeht. Für viele Patientinnen und Patienten ist es daher wichtig, dass auch die Psyche mitbehandelt wird. Wenn Sie anhaltend niedergeschlagen und antriebslos sind und keine Lebensfreude mehr spüren, sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin darüber sprechen, so dass ggf. eine Psychotherapie veranlasst werden kann.

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Unterstützung bei psychischen Problemen

Lassen Sie sich von Fachleuten helfen, wenn Sie anhaltende psychische Probleme haben. Verschiedene psychotherapeutische Maßnahmen können Sie bei der Krankheitsbewältigung unterstützen.

Maßnahmen zur medizinischen Reha:

Die medizinische Reha soll Menschen helfen, die aus gesundheitlichen Gründen längere Zeit nicht am alltäglichen Leben teilhaben können. Auch Patientinnen und Patienten mit schwerer Neurodermitis können eine ambulante oder stationäre Reha in Anspruch nehmen. Eine stationäre Reha ist insbesondere dann sinnvoll, wenn diagnostische oder medizinische Maßnahmen durchgeführt werden sollen, die Zeit und eine engmaschige medizinische Betreuung erfordern. Es gibt zahlreiche dermatologische Spezialkliniken, die Neurodermitis-Reha anbieten.

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